Samstag, 16. Mai 2009

DER MYTHOS SCHÖNHEIT


Naomi Wolf - Der Mythos Schönheit
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Auszug Seite 212 - 215
Die Reihe von Lügen über die Physis des Mannes, die der Mythos verbreitet, behaupten das gegenteil von dem, was eine heterosexuelle Frau sicher über den Körper eines Mannes weiß. Sie weiß, das die Aureole um die männliche Brustwarze äußerst weich ist, daß es Stellen an seinem Körper gibt, an denen die Haut dünner ist als jede Hautstelle am Körper einer Frau: an der Glans, an der empfindlichen Haut, die den Penis umhüllt. Frauen müssen T-Shirts bei noch so heißem Wetter anbehalten, weil ihre Brustwarzen sichtbare sexuelle Zeichen geben. Aber die Brustwarzen eines Mannes sind sexuell ebenfalls erregbar, und das hindert einen Mann nicht, sich auszuziehen, wenn die Temperauren steigen. Frauen gelten als "häßlich", wenn sie Schwangerschaftssreifen haben. Aber auch Männer haben an den Hüften diese Zeichen von Bindegewebsschwäche, und häufig wissen sie es gar nicht. Es gibt eine Flut von Literatur, die, von der Antike an, den männlichen Ekel vor dem weiblichen Körper verkündet: Ekel davor, wie er schmeckt, Ekel davor, wie er aussieht. Männer können unangenehm schmecken und verboten aussehen, Frauen lieben sie trotzdem.

Die Bilderflut, die Frauen zu Sexualobjekten machte, begleitete die sexuelle Revolution nicht, um die Phantasie des Mannes anzuregen, sondern als Mittel gegen seine Ängste. Als die Schriftstellerin Margaret Atwood Frauen zu der Frage interviewte, was sie von Männern am meisen befürchten, antworteten sie: "Wir haben Angst, dass sie uns umbringen". Als sie Männer die gleiche Frage, bezogen auf Frauen, stellte, lautete die Antwort: "Wir haben Angst, dass sie über uns lachen." Wenn Männer die Sexualität der Frau kontrollieren, sind sie vor ihrem Urteil sicher. ... Als Frauen begannen, sexuell zu experimentieren, wurde es riskant für die Männer. Sie bekamen zu hören, was Frauen Tag für Tag gesagt wird: dass es sexuelle Standards gibt, an denen sie gemessen werden könnten. Ihre Furcht ist übertrieben: Selbst in unserer heutigen Zeit mit ihrer sexuellen Freiheit halten sich Frauen strikt an gewisse Regeln, die ein Frauenmagazin ungefähr so formulierte: "Sprich in der Öffentlichkeit niemals über die Größe seines Penis...und lass unter keinen Umständen, wirklich niemals, das Gefühl bei ihm entstehen, dass du mit irgend jemand darüber gesprochen hast, sonst passiert nämlich folgendes: Er schrumpft, er verschwindet und das geschieht dre dann recht." Das Zitat beweist, dass ein kritischer Vergleich auf sexuellem Gebiet bei Männer wie ein Antiaphrodisiakum wirkt. Entweder begreifen wir immer noch nicht, dass das bei Frauen genau die gleiche Wirkung hat, oder wir kümmern uns nicht darum, oder wir wissen igendwie, dass dieser Effekt zur Zeit wünschenswert und angemessen ist.

... Es ist eine Tatsache, dass Frauen durchaus fähig sind, Männer so zu beurteilen, wie Männer Frauen beurteilen: als sexuelle äshtetische Subjekte. Auch Frauen wären leicht in der Lage, aus einer Rehe von Männern das männliche "Idealwesen" auszuwählen. Und wenn sie männliche Schönheit als Zugabe zu allem anderen bekommen könnten, würden die meisen wohl kaum nein sagen. Aber was heißt das schon! All das vorausgesetzt, entscheiden sich die meisten Frauen, Männer zuerst einmal als Menschen zu sehen.

Man könnte Frauen vermutlich sehr leicht dazu erziehen, Männer vor allem als sexuelle Wesen zu sehen. Sofern Mädchen nie Opfer sexueller Gewalttätigkeit würden, sofern ihr einziger Zugang zu männlicher Sexualität eine Flut leicht zugänglicher, gut fotografierter, nicht zu teurer Abbildungen von Jungen wäre, so um die Zwanzig, also etwas älter als sie, die einladend lächeln und ihre hübschen errigierten Penisse zeigen würden, rosen- oder mokkafarben - vermutlich würden Mädchen diese Bilder genau ansehen, masturbieren und als Erwachsene ein "Bedürfnis" nach schönen pornographischen Darstellungen männlicher Körper beibehalten. Und, gesetzt den Fall, ein Mädchen hätte von früher Jugend an gelernt, dass diese Penisse automatisch errigieren, werder nach links noch nach rechts abschweifen, dass sie nach Zimt oder Waldbeeren schmecken, dass keine vereinzelten Haare auf ihnen wachsen, dass sie immer verfügbar sind, gesetzt den Fall, die Maße dieser Penisse, Länge, Durchmesser, wären ihr genaustens bekannt, sie wären ihr zugänglich, ohne dass sie sich mit der komplizierten Persönlichkeit des Trägers belasten müßte, denn der einzige Daseinsgrund dieser Objeke wäre, ihr süße Lust zu bereiten - wenn das alles so wäre, dann hätte ein wirklicher junger Mann, der mit einer jungen Frau ins Bett gehen wolle, vermutlich nur sein klopfendes Herz in der Hose. Aber, um es noch einmal zu sagen, was heißt das schon in bestimmter Weise erzogen worden zu sein bedeutet nicht, dass man seine Erziehung nicht abstreifen könnte. Die Angst der Männer, zu Objeken gemacht zu werden, etwas, was sie selbst den Frauen angetan haben, ist vermutlich unebegründet: Wenn beide Geschlechter die Möglichkeit bekämen, sich als Wesen zu sehen, in denen sexuelles Objekt und Menschlichkeit verbinden, würden sie erkennen, dass die Erfüllung darin liegt, keines von beidem auszuschließen. Aber gerade die unbegründeten Ängste zwischen den Geschlechtern sind es, die den Mythos am Leben halten.
Eine Bildwelt, die außschließlich den weiblichen Körper darstellt, erhielt Auftrieb in einer Umwelt, in der Männer Sex nicht mehr länger kontrollieren konnten, sondern sich erstmals im Leben darum bemühen mußten. Wenn Frauen aber außschließlich damit beschäftigt waren, begehrenswert zu sein, war die Gefahr nicht besonders groß, dass sie suchen und sagen würden, was sie selbst begehrten."

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